zum Inhalt

Frauenpolitik

„Ohne Vielfalt ist alles grau - für eine bunte Gesellschaft“
Tagung für ehrenamtlich tätige Frauen in der EKM

04.04.2024

Vom 22. bis 24. März 2024 trafen sich ca. 30 Gemeindekirchenrätinnen, Synodalinnen und weitere ehrenamtlich engagierte Frauen aus dem gesamten Gebiet der EKM im Landeskirchenamt in Erfurt, um sich mit dem Thema „Ohne Vielfalt ist alles grau - für eine bunte Gesellschaft“ auseinanderzusetzen. Geleitet wurde die Tagung von der Leitenden Pfarrerin der EFiM Eva Lange und der Kirchenrätin Charlotte Weber, unterstützt von Anke Schwarz aus dem Büro der Gleichstellungsarbeit der EKM.

Der erste Abend diente dem Austausch über die Erfahrungen mit der Vielfalt in unserer Gesellschaft und unseren Kirchgemeinden. Dabei wurden Fragen nach Familienbildern, gleichgeschlechtlichen Paaren und Migration angerissen. Eine große Rolle spielte, welche Herausforderung sich für unsere Zivilgesellschaft ergibt, wenn Rechtspopulismus und Rechtsextremismus der AfD die gesellschaftliche Vielfalt und die Demokratie verächtlich machen.

Am Samstagvormittag gab uns Lena Lehmann, Bildungsreferentin des „Miteinander e.V.“, einen Einblick in Hintergründe und Fakten zum Thema Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. Sie bezog sich dabei u.a. auf die „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung (2022/23), welche rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in der deutschen Bevölkerung beleuchtet. Krisen (Pandemie, Inflation, Klimakrise) und Kriege (Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, Krieg Israels im Gazastreifen) lösen Gefühle der Unsicherheit und Verteilungskonflikte aus. Diese bieten ein Einfallstor für antidemokratische Positionen und rechtsextreme Ideologien, wie auch zur Abwertung der „Anderen“. Frau Lehmann stellte uns anhand von AfD-Plakaten und -Zitaten die abwertenden Aussagen der vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften AfD vor. Wir haben gesehen, dass durch die AfD Menschen, die zu bestimmten Gruppen gehören (z. Bsp. Migrant*innen, Behinderte, Vertreter*innen bestimmter Parteien), verächtlich gemacht werden. Zum Teil wird sogar zu Gewalt aufgerufen. Diskutiert wurde in Kleingruppen, inwieweit wir in unseren Kirchengemeinden damit konfrontiert sind, und was die Handlungsmöglichkeiten sind. 

Am Nachmittag folgte eine Führung durch die Alte Synagoge Erfurt (UNESCO-Welterbe).

Anschließend hörten wir Pfarrerin Elisabeth Alpers-von Biela aus Nordhausen, die Vorsitzende des Vereins „Schrankenlos e.V.“. Sie war eine der Engagierten, die im „Bündnis Nordhausen zusammen“, welches für Demokratie und Vielfalt steht, im vergangenen Herbst anlässlich der Oberbürgermeister-Stichwahl in Nordhausen ein Stadtfest organisiert hat, um einen AfD-Oberbürgermeister zu verhindern. Durch das Stadtfest wurden Menschen sensibilisiert, zur Stichwahl zu gehen und sich für Demokratie stark zu machen. Weiterhin diskutierten wir: Wie gelingen lokale Bündnisse? Sollen wir mit AfD-Politikern oder über die Themen der AfD reden? Und grundsätzlich: soll Kirche „politisch“ sein?

Vor Augen geführt wurde uns die Wichtigkeit, sich gemeinsam gegen Hass und Hetze einzusetzen. Dafür braucht es Bündnisse und einen langen Atem. Mit Blick auf die anstehenden Wahlen halten wir es für unumgänglich, aktiv zu sein. Kirche muss als Teil der Gesellschaft und christliche Werte vertretend ein Teil dieser Bewegung sein, die für Demokratie und Menschenrechte, die für alle gelten, einsteht.

Am Abend führte uns die Buchlesung der Theologin und Autorin Dr. Anne Bezzel aus ihrem historischen Roman „Wenn ich dich je vergesse…“ in die Geschichte des Pogroms an der jüdischen Bevölkerung der Stadt Erfurt Mitte des 14. Jahrhunderts ein. Dazu spielte die Pianistin Almut Schulz berührende Stücke am Flügel.

Am Sonntag beendeten wir die Tagung im großen Saal des Landeskirchenamtes mit einem Abendmahlsgottesdienst, der den Gedanken vertiefte: Jesus lernt durch die kanaanäische Frau, dass Gottes Liebe sehr weit reicht und das Heil mit allen geteilt werden darf. (Mt 15,21−28)

Bericht: Eva Lange