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Frauenpolitik

„Wir wollen hinsehen, wahrnehmen und Verantwortung übernehmen“
Statement des Bischofs zur Studie zu sexualisierter Gewalt

01.02.2024

„Wir wollen hinsehen, wahrnehmen und Verantwortung übernehmen“

Betroffene bitten wir, sich hier zu melden:

www.ekmd.de/service/umgang-mit-sexualisierter-gewalt-in-der-ekm/

Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), begrüßt die veröffentlichte Studie vom Forschungsverbund ForuM zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland. „Wir wollen hinsehen, wahrnehmen und dann einstehen dafür, was geschehen ist. Wir wollen Verantwortung übernehmen. Dafür müssen wir uns konfrontieren lassen von dem, was Betroffene durchlitten haben und welch furchtbare Folgen das für ihr gesamtes Leben hat“, so Friedrich Kramer.

Die EKM begrüße die Studie ausdrücklich. Sie leiste einen wesentlichen Beitrag, um strukturelle Probleme zu erkennen und die Präventionsarbeit und Schutzkonzepte darauf auszurichten. Die Ergebnisse würden nun auf allen Ebenen der evangelischen Kirche intensiv diskutiert und dazu verwendet, den innerkirchlichen Aufarbeitungsprozess zu schärfen und effektiver zu gestalten, so der Landesbischof.

Nach Verabredung zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) sollen durch Bundesländer regionale Aufarbeitungskommissionen berufen werden, die mit verschiedenen wissenschaftlichen Methoden den Aufarbeitungsprozess steuern und gestalten.

In der EKM sind bei der Auswertung von mehr als 9.000 Personalakten von Pfarrpersonen aus den Jahren 1946 bis 2020 insgesamt 49 Beschuldigte und 125 Betroffene ermittelt worden. „Dies ist aber nur das Hellfeld sexualisierter Gewalt. Wir müssen mit einem sehr viel größeren Dunkelfeld rechnen. Wir werden die Studie genauestens auswerten“, so Kramer.

Die EKM verfolgt die Aufarbeitung sowie Prävention von sexuellem Missbrauch konsequent und strukturiert. So wurde bereits 2013 (als eine der ersten Gliedkirchen der EKD) ein „Unabhängiges Entscheidungsgremium für ergänzende Hilfeleistungen für Opfer sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche“ einberufen. Betroffene erhalten eine Anerkennungsleistung, mit der die EKM das erfahrene Leid anerkennt. Ebenso seit 2013 gibt es ein umfangreiches Präventions-Konzept. Im Frühjahr 2021 wurde durch die Landessynode das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt verabschiedet. Seit zwei Jahren gibt es die Ansprechstelle zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Eingerichtet wurde zudem eine gemeinsame Meldestelle der EKM, der Kirche Anhalts und der Diakonie Mitteldeutschlands bei einem externen Dienstleister. Die Aufgabe übernommen hat das „Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk Kind im Zentrum“ in Lutherstadt Wittenberg. Zudem sei ein Rahmenschutzkonzept für die Landeskirche entwickelt worden, auf dessen Grundlage ab Januar 2024 Schutzkonzepte in den Kirchenkreisen und den Werken und Einrichtungen implementiert werden sollen, um die Präventionsarbeit zu professionalisieren. Zwei Mitarbeiterinnen hätten Anfang dieses Jahres bereits ihre Arbeit aufgenommen. „Wir sind konsequent auf der Seite der Betroffenen“, so der Landesbischof.

Mehr Informationen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der EKM gibt es unter:

www.ekmd.de/asset/4BLKjznVTbKv-4tS2bw-Xw/02-kamin-24-sex-gewalt.pdf?ts=1704958070202

Hintergrund:

Ende 2020 hat der Forschungsverbund ForuM (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland) mit einer breit angelegten unabhängigen Studie zum Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche seine Arbeit aufgenommen.

ForuM ist ein unabhängiges Forschungsprojekt. Es umfasst ein Metaprojekt sowie mehrere Teilprojekte. Beteiligte Institutionen sind die Hochschule Hannover, die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, die Bergische Universität Wuppertal, die Freie Universität Berlin, das Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, das Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie die Universität Heidelberg. Das Forschungsprojekt wurde von der evangelischen Kirche mit ihren 20 Landeskirchen beauftragt. Die Kosten belaufen sich auf ca. 3,6 Millionen Euro. Alle 20 Landeskirchen beteiligen sich an der Finanzierung.