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Frauenpolitik

Wir haben uns gesehen! - FLINTA-Vernetzungstreffen Erfurt

29.09.2023

Am Samstag, den 23. September 2023, fand ein erstes Netzwerktreffen von Akteur*innen im Bereich der Arbeit mit Frauen* (FLINTA) im Prediger-Kloster statt. Eingeladen hatte eine Gruppe engagierter Frauen* des Kirchenkreises Erfurt in Kooperation mit den Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland (EFiM).

„Wir wissen viel zu wenig voneinander.“ „Wer ist eigentlich alles mit ähnlichen Fragestellungen aktiv?“ „Wie können wir uns gegenseitig stärken?“ „Was brauchen Frauen*, um sich auch in führenden Positionen einzubringen?“ Das waren Fragen, die die Gruppe bewegt haben, dieses Treffen zu organisieren.

Über viele Kanäle wurden Einladungen verteilt. Die Resonanz war groß. Nicht alle, die wollten, konnten auch teilnehmen.

„Wer sind wir, was schmerzt und was gelingt uns gut?“  Unter dieser Fragestellung stellten sich alle anwesenden Akteur*innen vor. Als Schmerzpunkte wurden immer wieder fehlende langfristige Finanzierungen genannt, Anfeindungen auf der Straße und in sozialen Medien. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird, Menschen zum Mitmachen zu motivieren.

Beim „Walk and Talk“ bot sich Gelegenheit, mit einzelnen Akteur*innen ins Gespräch zu kommen, die Stände mit Material zu besuchen und einfach mehr voneinander zu erfahren.

Ein Höhepunkt war der Vortrag von Katharina Heger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Weizenbaum-Institut in Berlin. Sie erforscht unter anderem geschlechterspezifische Ungleichheiten in der politischen Teilhabe und Repräsentation und gab den Anwesenden fundierte Einblicke in Studienergebnisse aus dem Weizenbaum Report 2022 und aus weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen. Sie zeigte Ursachen und Zusammenhänge auf, wo und warum Frauen in vielen Leitungsfunktionen unterrepräsentiert sind, und was helfen könnte, das zu verändern.

Interessante Anregungen aus unseren konkreten Fragen waren:
1. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass Frauen* sich eher über Netzwerke, Männer sich eher über Leistung definieren.
2. Ein Quote kann kurzfristig einen wichtigen Schub geben, braucht langfristig eine positive Konnotation. Es ist kein Makel, über eine Quote in einem Gremium zu gelangen.
3. Es gibt einen Wandel in Unternehmenskulturen, zugleich die Gefahr des Backlash.
4. Als Einzelne kann ich viel bewirken, wenn ich mich solidarisch auf jegliche Weise zeige.
5. Generationenunterschiede lassen sich quantitativ nicht feststellen, gleichwohl gibt es die Beobachtung, dass Frauen* in der älteren Generation eine Tendenz zur Maskulinisierung zeigen, jüngere Generationen stärker zur Solidarisierung. Frauen* in Eliten sind durchschnittlich 5 Jahre jünger und haben weniger Kinder. Karriere für Frauen ist nach wie vor schwerer mit Familie vereinbar.

In zwei weiteren Gesprächsrunden diskutierten die Teilnehmenden konkrete Maßnahmen zur besseren Teilhabe von Frauen und wie sie den Beschluss des Demokratieförderungsgesetz unterstützen können.

Was hat sich gezeigt? Die Netzwerkevidenz hat sich bestätigt: Die Vernetzung hilft engagierten Frauen*. Die Stellschrauben für female leadership müssen wir selbst anziehen. Der Wandel in Unternehmenskulturen macht sich - leichter mit Quote - bemerkbar.
Die Stärkung des Ehrenamts durch z. B. monetäre Anreize, institutionelle Förderung oder einfach Sicherstellung von Kinderbetreuung, hilft Frauen sich gesellschaftlich einzubringen.
Frauen, die bereits politisch engagiert sind, können andere Menschen mitnehmen und motivieren sich zu engagieren.

Zum Schluss erklang mehrheitlich der Wunsch, weitere Treffen dieser Art zu haben. Ein Online-Format zum Austausch von Ideen und Informationen ist in Arbeit.

Bericht: Ulrike Kaffka, Dorothee Land