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Theologie

Biblischer Impuls: Die sorgende Marta

29.02.2024

Sie kennen Maria und Marta aus der Bibel (Lk 10, 38-42): Marta nimmt den umherziehenden Jesus samt seiner ihm folgenden Jüngerinnen und Jünger in ihrem Haus auf. Sie ist die Gastgeberin und ihre Aufgabe ist es, die Gäste zu versorgen. Ich stelle mir vor, dass das nicht leicht war: es mussten Speisen besorgt und zubereitet werden, Schlafplätze organisiert werden. Ich sehe Marta als eine Frau in einer klassischen Fürsorge-Situation. Und jede von uns, die schon einmal zuhause eine Feier organisiert hat, kann nachfühlen, unter welchem Druck Marta stand.

Während sich Marta um die Organisation der Versorgung kümmert, setzt sich ihre Schwester Maria zu Jesus und lauscht seinen Worten. Wie Marta empfinde ich Marias Veralten als unfair gegenüber ihrer sich voll einsetzenden Schwester und kann verstehen, warum Marta Jesus deswegen anspricht. Die Reaktion Jesu ist aber verblüffend. Jesus wendet sich ganz Marta zu, und er sieht ihr ins Herz. Jesus sieht ihr Engagement in der Fürsorge, ihre Not in dieser Arbeit, ihre Sehnsucht nach „mehr“. Er ruft sie bei ihrem Namen: „Marta.“ - Ich höre Jesus weiterreden: „Marta, du sorgst dich um uns, versorgst deine Gäste. Das ist wichtig und nötig. Und das, was Maria gewählt hat, ist auch wichtig.“

Wenn also beides wichtig ist, dann würde Jesus heute ergänzen: „Gut, zuerst helfen wir alle Marta in der Küche und beim Tischdecken. Und dann, beim gemeinsamen Essen, dann haben wir zusammen Zeit zum Reden.“ Und dann schnappt sich Jesus das Gemüsemesser und schnippelt Gurke und Paprika für den Salat, und seine Jünger und Jüngerinnen tun es ihm gleich, denn sie orientieren sich an ihm. Und später, beim gemeinsamen Abendessen, wird allen Anwesenden das Herz aufgehen: die Männer werden verstehen, dass Nächstenliebe auch Sorgearbeit ist. Die Frauen erkennen, dass „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ bedeutet, auch auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Und Jesus träumt davon, dass es in der Nachfolgegemeinschaft einmal gerecht zugehen wird zwischen den Geschlechtern: bei der Übernahme von Care-Arbeit, bei der Verteilung der Plätze in Synode und Parlament sowie bei Professor*innenstellen und Vorstandsposten. - So sei es. Amen.