Theologie
Die Weiblichkeit Jesu Christi

23.04.2025
Rückblick zum Online-Vortrag Theologie geschlechterbewusst: „Die Weiblichkeit Jesu Christi“ mit Frau Prof. Dr. Silke Petersen
Am Abend des 10.4.2025 fanden sich 30 Menschen zum Online-Vortrag „Die Weiblichkeit Jesu Christi“ ein, welcher von den EFiM als Kooperation mit den Frauen der KFD und der Kath. Akademie Bistum Magdeburg angeboten wurde.
Prof. Dr. Silke Petersen stellte zunächst den Titel ihres Vortrags als Antistatement vor, welches sich gegen die über Jahrhunderte tradierte Begründung, insbesondere der katholischen Kirche, richtet, dass das männliche Geschlecht Jesu Christi und das Priesteramt in kausalem Zusammenhang stünden.
Ihr ging es nicht um das „natürliche“ Geschlecht Jesu, sondern darum, dass wir wahrnehmen, dass sich unser heutiges Denken über „Geschlecht“ vom Denken darüber in der Antike unterscheidet. In der Antike ermöglichte die Idee des „Ein-Geschlecht-Körper“ eine Art durchlässig Geschlechtergrenze. Nach Thomas Laqueur begann die Versiegelung der Trennlinie zwischen den Geschlechtern, bzw. Geschlechterrollen, erst im 18. Jahrhundert mit der durch die Industrialisierung aufkommenden Arbeitsteilung von Männern und Frauen.
Professorin Dr. Petersen stellte Texte u.a. aus dem Apokryphon des Johannes sowie aus dem Johannesevangelium vor und verdeutlichte den Bezug zu einer frühchristlichen Weisheitstradition (Christus – Logos – Sophia). Sie zeigte an Text- und Bildbeispielen, dass es in der Wirkungsgeschichte und der mittelalterlichen Kunst uns heute irritierende Zeugnisse eines Christus’ mit weiblichen Geschlechtsteilen gibt.
Diese „Durchlässigkeit“ zwischen den Geschlechtern, ermöglichte früheren Generationen, wie zum Beispiel bei Elisabeth von Schönau, sich ganz mit Christus zu identifizieren.
Zu denken geben sollte uns, dass in frühchristlichen Hymnen, zum Beispiel überliefert bei Clemens von Alexandrien (um 200 n.Chr.), Gottes Wort und Zuwendung noch ohne Probleme auch mit „weiblichen“ Metaphern beschrieben wurden als „himmlische Milch aus süßen Brüsten… aus der Mutterbrust des Logos“.
Derzeit sind in Liturgie und Verkündigung evangelischer Gottesdienste ausschließlich „männliche“ Metaphern zu hören.
Text: Eva Lange, April 2025
Quellen: Vortrag von S. Petersen