Theologie - Archiv
Rut & Noomi – Zwei Frauen
Frauensonntage haben eine lange Tradition. Das Besondere daran ist, dass die biblischen Texte aus der Perspektive von Frauen gelesen werden und Frauen in einem Gottesdienst Raum gegeben wird, ihre eigene Sicht des Lebens, ihre Bedürfnisse, Sorgen und Gedanken vor Gott zu bringen, um neue Kraft zu schöpfen. Frauensonntage haben ihre Ursprünge in der ersten Frauenbewegung vor über 100 Jahren. Sie dienten damals mitunter der biblischen Unterweisung, der Erbauung wie auch der Geselligkeit und Gemeinschaft.
Der Frauensonntag – eine lange Geschichte
Heute gehört es zum Besonderen von Frauensonntagen, dass biblische Texte ganz bewusst und im Rückgriff auf die Erkenntnisse feministischer Theologie aus der Perspektive von Frauen gelesen werden. Dabei ist die Bezeichnung "Frauensonntag" unscharf, denn gemeint ist ein Gottesdienst, gestaltet von Frauen für alle an einem spezifischen Sonntag, erklärt Angelika Weigt-Blätgen, Vorsitzende der Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. (EFiD). Wichtig ist die Partizipation: Der Gottesdienst wird von Frauen gemeinsam vorbereitet und gehalten, und zwar nicht nur von Hauptamtlichen, sondern von allen, die sich einbringen möchten.
Zur Unterstützung dieser Gruppen haben einzelne landeskirchliche Frauenarbeiten jährlich Arbeitshilfen erstellt, die Bibelauslegungen ebenso enthielten wie praktische Vorschläge für die Gottesdienstgestaltung. Im Laufe der Jahre und mit schwindenden Ressourcen übernahm EFiD 2015 die Aufgabe, eine Arbeitshilfe zentral herauszugeben. In den letzten Jahren gestaltete sich die Teamfindung immer schwieriger – Zeitbudgets wurden knapper, die Arbeit vor Ort verdichteter. Schließlich konnte für 2025 keine Arbeitshilfe zur Verfügung gestellt werden. Dennoch gibt es von vielen Frauenarbeiten den Wunsch nach einer Arbeitshilfe, und nun können wir wieder eine vorlegen für 2026.
Dies ist dem forum frauen in der Wirkstatt evangelisch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zu danken. Dr. Andrea König und ihr Team haben diese Arbeitshilfe als Jubiläumsausgabe für Bayern erstellt, und EFiD übernimmt sie nun zur Nutzung durch alle EFiD-Mitgliedsorganisationen. „Dafür danken wir Andrea König aufs Herzlichste“, sagt Angelika Weigt-Blätgen.
Durch dick und dünn
Sprichwörtlich durch dick und dünn gehen die zwei Frauen, die in dieser Ausgabe im Mittelpunkt stehen: Rut und Noomi. Ihre Geschichte wird im biblischen Buch Rut erzählt, das wie keine andere biblische Erzählung von weiblichen Lebenswirklichkeiten und Lebenszusammenhängen berichtet, schildert Dr. Andrea König von der Evang.-Luth. Kirche in Bayern. Die Erzählung von Rut und Noomi ist literarisch betrachtet ein Kunstwerk und hat, trotz der nur skizzenhaften biografischen Schilderungen, eine bemerkenswerte Kraft, das lebendige Portrait zweier faszinierender Frauengestalten der Bibel zu zeichnen.
Die Geschichte von Rut und Noomi ist eine Ausnahme in der Bibel. Die großen Narrative von Flucht, Migration und Auszug werden im Alten Testament und in den Büchern Mose von männlichen Charakteren bestimmt. Hier stehen jedoch Frauen im Mittelpunkt und die Herausforderungen, die Frauen dabei zu schultern haben, werden besonders anschaulich geschildert. Beim Lesen wird man hineingenommen in die Wanderschaft der Frauen über verschiedene Stationen, beginnend beim Verlassen Moabs, dem Einleben in Bethlehem, dem Existenzkampf ums Überleben und schließlich der Heirat Ruts mit einem Einheimischen und der Geburt eines Sohnes.
Zwei Frauen, viele Herausforderungen, eine gemeinsame Lösung
Das Buch Rut zeigt wie kein anderes Buch in der Bibel den harten Alltag von Frauen, ihre Machtlosigkeit, aber auch ihre Einflussmöglichkeiten. Es erzählt von der Liebe einer Frau zu einer anderen, von Frauensolidarität. Es thematisiert die Probleme kinderloser Witwen und gibt Einblick in ein patriarchales Rechtssystem. Dabei lassen sich viele Perspektiven einnehmen und auch ganz verschiedene Lesearten. In der Zusammenfügung beider Frauenschicksale liest sich ihre gemeinsame Geschichte wie ein Zusammenwirken von zwei Frauen, die in tiefer Verbundenheit und im Miteinander eine Lösung für alle Probleme suchen und finden. Der Titel der Ausgabe bringt dies zum Ausdruck und die Ausführungen nehmen beide Frauen in den Blick.
Die Arbeitshilfe liegt als PDF vor und kann unentgeltlich genutzt werden.
Gedruckte Restexemplare der 1. Auflage können über das forum frauen und den Webshop Himmelsmarkt www.himmelsmarkt.de bestellt werden; dort sind auch Postkarten und Plakate erhältlich. Ab einer bestimmten Stückzahl können die Arbeitshefte auch direkt bei der Druckerei kostenpflichtig bestellt werden. Wir empfehlen bei Interesse direkten Kontakt zur Druckerei A.M. Concept&Grafik (Mail: a.munkert@concept-grafik.de;Tel. 0151 29709301 oder 09188 306676).
Weitere Informationen, Materialien und Downloads finden Sie auf: www.frauensonntag.de
Zugehörige Dokumente
Frauensonntag (*.pdf-Datei, 5 MB)
Evangelische Frauen in Mitteldeutschland (EFiM)