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Weltgebetstag

Auf dem Weg zum WGT 2024: Reisebericht zum Besuch bei palästinensischen Christinnen

27.04.2023

Kathrin Schwarze, Beiratsmitglieder der EFiM und Frauenbeauftragte im Kirchenkreis Südharz, war auf Studienfahrt und hat die Frauen besucht, die den Weltgebetstag 2024 gestalten. Von ihren Begegnungen, Erlebnissen und Eindrücken berichtet sie hier: bix|316|4|passb

Sumud – Wenn es diese Reise emotional zu umschreiben gilt, dann gibt es nur ein Wort, eine Bedeutung, ein Bekenntnis, dass uns alle palästinensischen Christinnen, Muslima und auch Jüdinnen, denen wir begegnet sind, nahegebracht haben – Sumud!
Sumud in einer dreitausend Jahre alten Region mit seiner Geschichte, die sich scheinbar und spürbar immer wiederholt. Eine Geschichte, die wie ein riesiges Mosaik geprägt ist, das sich zusammenfügt, ausgehend aller vergangenen Reiche und heutiger politischer Interessen, die dieses Land geformt haben und weiter prägen.
Sumud bedeutet: – wir halten durch, wir bleiben, wir sind gemeinsam standhaft. Wir leiden, trauern, stehen auf und leben gemeinsam weiter. Wir erhalten in Allem, was geschieht, unseren Lebensmut, wir lachen trotz Allem.
Wir verfügen über eine seelische Widerstandskraft. Wir wollen leben – nicht überleben!
Sumud schenkt uns einen Willen, aus dem, was uns geschieht, neues erwachsen zu lassen.

Dieser Sumud ist uns zehn Tage begegnet. Wir haben ihn erfahren in vielen Begegnungen mit sozialen Partnerorganisationen und Ausbildungseinrichtungen an unterschiedlichen Orten. Wir haben von Sumud gehört in Treffen mit unterschiedlichen Menschen aller Generationen und Religionen. Wir wurden stumm, haben mit ihnen Tränen vergossen in ihrem Schmerz und uns in tiefem Respekt mit ihnen freuen können, über das, was sie in ihrem Sumud entstehen lassen.

Es sind Bilder in mir, die zeigen Kakteen. Sie wachsen dort, wo Leben im Jetzt nicht möglich ist.
Sie zeigen alte Olivenbäume, die Leben durch ihre Frucht erhalten. Sie zeigen junge Olivenbäume, die mutig einen Tag später da gepflanzt wurden, wo Lebensraum genommen wurde.
Und sie zeigen Bäume voller reifender saftiger Zitronen in den schönen Landschaften, alten beeindruckenden historischen Orten und den unwohnlichsten, engen Behausungen.
Sie zeigen farbenfrohe Früchte an tristen, grauen und schmutzigen Check Points und nach alten Traditionen produzierte Gewürze, dessen ätherische Öle in uns Lebenssäfte fließen lassen.
Und es sind Bilder von glaubensstarken Frauen, die in der Frühe anderen Frauen helfen, Check Points zu überwinden. Es sind Frauen, die aus dem Schutt ihrer zerstörten Häuser neue Gegenstände des täglichen Bedarfs handwerklich produzieren und des Nachts gemeinsam eine Straße vor ihren Häusern teeren.
Es sind Frauen, die irgendwo an einer der Mauern jeden Freitag siebzehnuhrdreißig in jeder ihrer Sprache gemeinsam standhaft beten.
Es sind Frauen, die den Schlüssel eines verlassenen Hauses generationenweit hüten.
Es sind Frauen, die wissen, das Leben der Familie liegt auf ihren Schultern.
Es sind Frauen, die sich mutig einer Ausbildung stellen, in ihren erdrückenden Lebensräumen ihre und andere Situationen in Worte zu fassen, sichtbar zu machen und tätig werden. Es sind Frauen, die ihre Kinder in der frühkindlichen Entwicklung auf der Basis einer gewaltfreien Erziehung unterstützen.

Und es sind Frauen, die mir zu einer neuen Denkweise verhelfen: Keiner kann uns aus dem „Wir“ schmeißen!

Kathrin Schwarze (Beirat EFiM, Frauenbeauftragte Kirchenkreise Südharz)